126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrt.
601
höchst befriedigt und dieser Sieg hals ihnen sogar über die Bestürzung hinweg, welche die Kapitulation von Metz (27. Oktober) hervorgerufen hatte.
So viel hatten sie auch wirklich erreicht: die Loirearmee, an deren Wert viele nicht hatten glauben wollen, war eine Tatsache geworden, mit der ernstlich gerechnet werden mußte. Die deutsche Heeresleitung hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen; Paris fesselte zu viele Kräfte, während fortwährend ringsum neue Armeen ans der Erde schossen. Es war die höchste Zeit, daß Metz siel, sonst wurde die weitere Belagerung der Hauptstadt in Frage gestellt.
126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrl.
Don Adolf von Erhard.')
Von der Eisenbahn-Geniekompagnie des Genie-Regiments (heute 1. und 2. Pionier-Bataillon), die selbst zur bayerischen „Feldeisenbahn-Abteilung" gehörte, war ein Detachement in der Stärke von 3 Unteroffizieren und 36 Mann am 14. Oktober 1870 zu Bahnhofsarbeiten in Etampes zurückgeblieben, ant 22. in Orleans eingetroffen um daselbst bis 9. November den Betrieb auf der Strecke Orleans-Juvisy zu leiten und vereinigte sich erst nach verschiedenartigen Verwendungen am 20. Januar 1871 wieder mit der Abteilung.
Kaum graute der Morgen des 9. November, so begannen die Geschütze bei Coulmiers zu spielen und bald ließ der ununterbrochene Donner der Kanonen auch in Orleans erkennen, wie heftig im Westen der Stadt um den Sieg gerungen wurde. Von der großen Übermacht der entgegenstehenden französischen Loirearmee hatte man in den uneingeweihten Kreisen keine Ahnung, wohl aber zeigten die freudigen Mienen der gut unterrichteten Stadtbewohner und deren plötzlich schross hervortretendes, feindseliges Gebahren gegen die noch anwesenden Deutschen, welchen Hoffnungen sie sich hingaben.
Von dem Generalstabschef des 1. bayerischen Armeekorps von Heinte th war der Feldeisenbahn-Abteilung morgens der Befehl übermittelt worden, den ganzen im Bahnhof von Orleans vorhandenen Fahrpark zum Rückzug in der Richtung gegen Paris bereit zu halten und sobald die Meldung erfolge, daß auch die letzte Kompagnie des Jnfanterie-Leibregiments, welche am Vor-
nicht möglich war, — der Eindruck, daß man bei Nacht, in Schnee und Regen, still, ohne Signale zurückmarschierte, lies; sich nicht verwischen und, gestehen wir es ein, das Bewußtsein, das; gerade uns Bayern dies passieren mußte, milderte dieser: fatalen Eindruck eben nicht." Vgl. Hugo Helvig „Das 1. bayerische Armeekorps von der Tann im Kriege 1870/71." S. 207. München 1872, R. Oldenbourg.
„General von der Tann hatte sich mit Geschick und Glück einer mißlichen Lage •entzogen; eine Verfolgung fand überhaupt nicht statt." Moltke a. a. O. S. 127.
l) „Bayerische Einzeltaten und Gefechtsbilder aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870/71." Nr. 15, S. 47. München 1899, I. Lindauer.
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Extrahierte Personennamen: Metz Adolf Erhard.' Pionier-Bataillon Hugo_Helvig Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Paris Etampes Paris Oldenbourg
131. Deutschlands Frauen 1870/71.
613
Seine Kompagnien zählten durchschnittlich nur noch 100 Mann, 1 Offizier. Seit dem 8. November (Vorabend vor Coulmiers) bei Kälte, Wind, Regen auf dem Marsche und immer am Feinde, hatte es allein seit dem 1. Dezember 5750 Mann (darunter 245 Offiziere) in acht Gefechten verloren, überhaupt feit Anbeginn 539 Offiziere und 9303 Mann. Das 2. bayerische Infanterieregiment — mit 58 Offizieren ausmarschiert — verlor 62 inklusive späteren Ersatzes. Kein anderes deutsches Korps hatte so viele Schlachten ntid Strapazen durchstritten und durch litten. Die stärkste Einbuße erlitt es bei Loigny durch rund 2300 Mann; die 3. Brigade allein 39 Offiziere und 765 Mann, dazu 2 Offiziere beim Brigadestab.
Bei Coulmiers hatte sich bereits eine Batterie genötigt gesehen ihre Bedienungsmannschaften mit Chassepots auszurüsten und so einen Anlauf französischer Tirailleurs abzuwehren. Bei Villepion (Schlacht von Loigny am 1. und 2. Dezember) sah sich beim ungestümen Andrang der Brigade Deplanqne, kurz vorher ward Divisiousgeueral von Stephan durch Granatsplitter und Jnfanteriegefchoß schwer verwundet, die dritte Sechspfünderbatterie zum Abfahren genötigt. Da brachte Prinz Leopold den vorstürmenden Feind zum Halten.
Nur noch vier seiner Geschütze waren gefechtsfähig, er aber gab unerschrocken Schnellfeuer mit Granatkartütschen ab. Zwei Kompagnien des Leibregiments, die sich total verschossen hatten, hielten gleichwohl bei den feuernden Geschützen als Bedeckung aus um sie im Notsall mit dem Bajonett zu verteidigen. Erst als ein Regiment der Brigade Bonrdillon unter persönlicher Führung des opfermntigen Kontre-Admirals Janregniberry in der Dunkelheit vordrang, wich die schwache bayerische Gefechtslinie auf Loigny zurück. Rechnet man die Verluste der bayerischen Artillerie, die hier durchweg das Höchste leistete, zusammen, so betrug ihr Verlust bei Villepion 37, bei Loigny 121 Mann (die Reservebatterie des Regiments „Königin-Mutter" davon allein 45), bei Beangency 204 Mann, ein relativ ganz außerordentlicher Verlust. Bei Grave-lotte z. B. verlor das 7. preußische Korps an Artillerie 122, das 9. Korps b:l Verneville 232 Mann, — größte sonstige Artillerieverluste in einer Hauptschlacht.
131. Deutschlands Frauen 1870/71.
Von Alois Dreyer. *)
Wenn ihr den (Enkeln stolz erzählt Von jenem Krieg, dem großen, hehren, Wo jeder deutsche Mann ein Held Des Vaterlandes Ruhm half mehren;
Wo dies, vom argen Zwist befreit,
Den Erbfeind glücklich hat bezwungen, Dann fragt auch, wer in dieser Zeit Den schönsten Lorbeer hat errungen!
*) „Auf lichten Höhen", S. 27. Dresden-Leipzig, 1897, E. Pierson.
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Extrahierte Personennamen: Loigny Stephan Leopold Leopold Janregniberry Alois_Dreyer Pierson
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3. Hier, in der Ebene von Leipzig, kam es am 1 6., 1 8. und 19. October 1813 zur großen entscheidenden Völkerschlacht. Gegen 500000 Streiter aus fast allen Völkern Europas standen sich gegenüber; mehr als 1000 Kanonen spieen Tod und Verderben; von ihrem Donner erbebte die Erde und zersprangen die Fenster. Am ersten Tage erlangte Napoleon bei Wachau einige Vortheile; er ließ die Glocken läuten und sendete Siegesboten nach Paris, allein zu früh, denn bei Möckern hatte Blücher nach furchtbar blutigem Kampfe einen vollen Sieg errungen. Am 17. October, es war ein Sonntag, ruhte die Kriegsarbeit. Umsonst versuchte Napoleon, seinen Schwiegervater, den Kaiser Franz von Oestreich, durch allerlei Versprechungen zu bewegen, sich von den Verbündeten zu trennen; man würdigte ihn jetzt nicht einmal mehr einer Antwort. So mußte der folgende Tag entscheiden. Napoleon nahm seinen Standpunkt auf einem Hügel bei dem Dorfe Probst-haida, bei einer durchlöcherten, halb zerstörten Windmühle; von hier aus leitete er die Seinen. Auf einem zweiten, nicht allzufern gelegenen Hügel aber standen die drei verbündeten Monarchen uni) waren Augenzeugen des gewaltigen Ringens. Heldenmüthig vertheidigten die Franzosen ihre Stellung gegen doppelte Uebermacht; trotz ihrer Tapferkeit wurden sie überall zurückgedrängt. Da verließen auch noch die Sachsen ihre Reihen; in geschlossenen Colonnen, mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele, die Anführer an der Spitze, zogen sie im Angesichte der Franzosen zu den Verbündeten hinüber und reichten ihren deutschen Brüdern die Hand. Als der Tag sich neigte, war Napoleons Niederlage entschieden. Feldmarschall Schwarzenberg brachte Den drei Monarchen die Siegesbotschaft, da sanken sie auf ihre Knie und dankten dem Herrn für den Tag der Befreiung. Und als das Dunkel über das große Blutfeld hereinbrach, saß Napoleon neben seiner Windmühle an einem Wachtfeuer auf einem hölzernen Schemel und dictirte die Befehle für den Rückzug. Dann, von der Anstrengung der letzten Tage und den Bewegungen des Gemüthes erschöpft, versank er, die Hände nachlässig im Schoß gefaltet, in Schlaf. Um ihn herum standen düster und verstummt feine Generäle, und in einiger Entfernung am Fuße des Hügels rauschten die zurückziehenden Truppen vorüber.
Nach Mitternacht begann der Rückzug des Heeres durch Leipzig. Aber nur langsam ging er von Statten, da es nur einen einzigen Ausweg gab. Die Kanonen und Wagen verfuhren sich in einander , und mühsam mußten sich die zu Fuß daneben hinausdrängen. Kaum konnte man für Napoleon selbst noch einen Weg bahnen; einzeln mußten er und sein Gefolge an den Seiten des Gewühles sich fort-winden. Um 10 Uhr morgens hatte er noch Abschied vom sächsischen König genommen; umsonst hatte er ihn zu bewegen gesucht, mit ihm zu gehen; Friedrich August erklärte, er wolle das Schicksal seines Landes theilen.
Von allen Seiten griffen die Verbündeten am Morgen des 19. October Leipzig an; tapfer vertheidigten die Franzosen jeden Schritt, und das Blut floß von neuem. Gegen Mittag drangen die ersten
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Europas Paris Sachsen Leipzig
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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trennten sich von dem deutschen Reichsverbande. Darauf stiftete Napoleon den sogenannten Rheinbund, durch den 16 deutsche Fürsten sich von Kaiser und Reich lossagten und Napoleon als ihren Schutzherrn anerkannten. Die deutsche Kaiserwürde hatte nun keinen Sinn mehr; Kaiser Franz legte sie nieder und nannte sich hinfort nur noch Kaiser von Österreich. So endete das tausendjährige Deutsche Reich. Sein Zerstörer aber verglich sich mit dem Gründer des deutschen Kaisertums und nannte sich stolz den Nachfolger Karls des Großen. Länder und Kronen verschenkte Napoleon an feine Verwandten und Generale. Seinenvruber Joseph setzte er zum König von Neapel ein, feinen Vruber Ludwig zum König von Hollanb; fein General Murat, der ehemals Koch gewesen, dann des Kaisers Schwager geworben war, erhielt das beutfche Großherzogtum Berg.
60. Preußens Fall.
1. Jena und Anerstädt. In Preußen war Friedrich dem Großen sein Neffe Friedrich Wilhelmii. (1786—1797) als König gefolgt. Er kam feinem großen Vorfahren nicht gleich, und boch hätte Preußen gerabe zu biefer Zeit, währenb der französischen Revolution, eines befonbers einsichtigen und kräftigen Herrschers beburft. — Auf ihn folgte fein Sohn Friedrich Wilhelm Hi. (1797—1840), der sich balb nach feinem Regierungsantritt der Wachstuben Macht Frankreichs gegenüber sah. Er war friebliebenb und hütete sich lange vor jebem Kriege mit Napoleon. Aber biefer suchte Streit und verletzte den König durch Gewalttätigkeiten so sehr, daß Preußen dem Kampfe nicht länger ausweichen konnte. Es schloß ein Bünbnis mit den Russen und erklärte Napoleon den Krieg. Noch ehe die russischen Hilfstruppen da waren, zogen die Preußen in den Kampf. Sie hatten schlechtere Waffen und würden schlechter verpflegt als die kriegsgeübte französische Armee. Ihre Generale waren meist alt und schwach; viele hatten sich mit der neuen Kriegskunst Napoleons nicht bekannt gemacht, weil sie übermütig waren und die Armee Friebrichs des Großen für unüber-winblich hielten. Die jungen französischen Generale aber waren von Napoleon ans den umsichtigsten und tapfersten Offizieren gewählt. In der Doppelschlacht bei Jena und Auerftädt (14.Okt. 1806) trafen die ungleichen Heere zusammen; die Preußen erlitten eine völlige Niederlage und wichen in gänzlicher Auslösung zurück. Ganz Preußen stand dem Sieger offen.
2. Napoleons Ein;ng in Berlin. In dieser Not hätten die
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Deutsche_Reich Neapel Frankreichs Napoleons Jena Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
234 Neue Geschichte.
reicher, wobei er 17,000, jene 24,000 Mann verloren. Aber im Juni wurde er bei Colin von Dann gewaltig geschlagen; dennoch erfocht er alsbald zwei glorreiche Siege. Die Franzosen nämlich hatten sich, 70,000 Mann stark, unter dem Prinzen Sou bi se bei Roßbach gelagert. Friedrich rückte mit nur 22,000 Mann gegen sie. Jene glaubten des Sieges gewiß zu seiu. Sie zogen mit klingendem Spiele am preußischen Lager vorbei, dasselbe einzuschließen; und Friedrich befahl, die Zelte stehen zu lassen. Die Feinde trauten kaum ihren Augen, daß die Preußen so ruhig ihre Mahlzeit verzehrten, und hielten das für dumpfe Verzweiflung. Um 2 Uhr winkte Friedrich; im Nu waren die Zelte abgebrochen und das preußische Heer ausgebreitet. Bald ergriff die Franzosen ein panischer Schrecken; sie stürzten sich in unaufhaltsame Flucht. Ihre Furcht vor der preußischen Reiterei war so groß, daß sich ganze Haufen gefangen nehmen ließen. Zwei Dragoner nahmen über 100 Manu gefangen. Die fliehenden Kavalleristen warfen ihre Küraffe und großen Reiterstiefel von sich, um schneller fliehen können; und Viele liefen bis an den Rhein, ohne sich umzusehen. Unbeschreiblich war der Eindruck dieses Sieges (5. Nov. 1757) auf ganz Europa; und als vollends Friedrich 5. Dez. bei Leu theil mit 33,000 Mann über 80,000 Oesterreicher siegte, von denen 21,000 gefangen genommen wurden, so fand man kaum Worte, die Heldengröße Friedrichs zu schildern. England wurde so begeistert für ihn, daß ihm von nun an eine jährliche Snbsidie von 4 Mill. Thaler zugesichert wurde.
§ 92. Während im I. 1758 Friedrichs Generale im Westen viel zu thun hatten, rückte im Osten ein russisches Heer unter fürchterlichen Verwüstungen vor. Bei Zorndorf in der Nähe Küstrins stieß Friedrich auf sie. Erbittert über ihre Grausamkeit, befahl er, ihnen keinen Pardon zu geben. Die Russen hörten es und riefen: „Gut! wir auch nicht." So wurde denn mit besonderer Wuth gekämpft. Die Russen, obgleich zu ganzen Reihen
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Extrahierte Personennamen: Colin_von_Dann Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Europa Friedrichs England Friedrichs
90 Brand von Moskau. Rückzug 1812.
aber er hoffte in unbegreiflicher Verblendung auf den Abschluß eines Friedens und blieb noch Wochen lang ans den Trümmern von Moskan. Allerdings war der Kaiser Alexander schwankend, und seine nächste Umgebung drängte zum Frieden; aber der deutsche Freiherr von Stein, welchen Alexander vor dem Ausbruch des Krieges zu sich eingeladen, unterstützt von dem deutschen Patrioten Arndt, brachte es dahin, daß der Friede verworfen ward. Die Zerstörung des heiligen Moskau, welche man den Franzosen zuschrieb, entflammte das ganze Volk zu einem nationalen und religiösen Rachekrieg, der dem fremden Eindringling Vernichtung drohte. Napoleon mußte endlich an Rückzug denken. Anfangs beabsichtigte er sich gen Kaluga zu wenden und im fruchtbaren Süden ein Winterquartier zu suchen; aber dieser Weg wurde ihm durch die entsetzliche Schlacht bei Malo-Jaroslawez abgeschnitten, er mußte sich bequemen, auf der verwüsteten und durch Leichen verpesteten Straße, aus welcher er gekommen, auch den Rückzug zu nehmen.
Ant 18. und 19. Oktober, also grade ein Jahr vor der Schlacht bei Leipzig, zog die französische Armee, noch 104 000 Mann stark, von Moskau ab. In seiner ohnmächtigen Wut ließ Napoleon noch den Kreml in die Luft sprengen. Das Heer geriet auf seinem Marsche durch das wüste Land bald in bittere Not, stets verfolgt und umschwärmt von den russischen Scharen. Am 6. November trat plötzlich Kälte ein, die bis zu 18 und 20 Grad stieg. In einer einzigen Nacht fielen die Pferde zu Taufenden; die Reiter mußten zum größten Teil zu Fuß marschieren, viele Kanonen und Gepäck mußten zurückgelassen werden. Es fiel ein tiefer Schnee, durch welchen die Fliehenden sich mit Mühe durcharbeiten mußten. Alle Ordnung löste sich aus; die meisten warfen die Waffen weg. Bleiche, hohläugige Gestalten, von Frost und Hunger geschwächt, in steter Angst vor den nachstürmenden Russen und Kosaken, drängten sich in unordentlichen Scharen vorwärts, in Pelze gehüllt, in Weiberkleidern und in der seltsamsten Vermummung. Viele erstarrten im Schnee, in jeder Nacht lagen die Erfrorenen reihenweise um
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Arndt Napoleon Napoleon
Moskwa. Einzug in Moskau. 89
Die Russen zogen sich abermals zurück; aber die Truppen, sowie der Hof waren unzufrieden mit der Kriegsführung Barelays, der ohnedies bei den Altrussen als Ausländer kein Vertrauen besaß. An seine Stelle setzte Alexander den 70jährigen Kutnsoss, der als echter Russe dem Volke näher stand und bereitwillig der Kampflust seiner Truppen nachgab. Die alte Hauptstadt das Reiches, das heilige Moskau mußte geschützt werden. Einige Tagemärsche vor Moskau stellte sich Kutusosf bei Borodino an der Moskwa dem Feinde zu einer Schlacht entgegen (7. September). Die Schlacht war surchtbar mörderisch, nach neunstündigem Ringen lagen an 80 000 Menschen tot oder verwundet am Boden. Napoleon behauptete das Schlachtfeld; aber die Russen zogen sich, da Napoleon seine Garden schonen wollte und seinen Vorteil nicht mit Energie verfolgte, in vollkommener Ordnung zurück.
Am 14. September zog Napoleon in das preisgegebene Moskau ein, wo die Truppen endlich die ersehnte Erholung und das Winterquartier zu finden hofften. Aber die Stadt war öde und leer, die Häuser geschlossen; der Adel und alle wohlhabenden Bürger waren geflüchtet, nur wenige des niedrigsten Volkes waren zurückgeblieben. Mit einem gewissen Grauen zogen die Franzosen in die verlassene Stadt ein; der Kaiser nahm seine Wohnung in dem Kreml, der alten Zarenburg. Schon am Abend desselben Tages brach hier und da Feuer aus, das nicht zu löschen war, da sich keine Löschapparate vorfanden, und so war denn bald die ungeheure Stadt mit 295 Kirchen und 1500 Palästen ein Feuermeer. Der Graf Rostopschin, der Gouverneur von Moskau, hatte vor seinem Abzüge ohne des Kaisers Befehl die Häuser mit Brandstossen füllen und nachher anstecken lassen. Nach vier Tagen waren mehr als zwei Drittel der Stadt in Asche gelegt; ein Winterlager war hier nicht mehr zu halten.
Napoleon hätte nach der Zerstörung von Moskau sogleich den Rückzug antreten sollen, um seine Truppen noch vor Eintritt des Winters in wirtbare Gegenden zu bringen;
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Extrahierte Personennamen: Barelays Alexander Alexander Borodino Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Moskwa Moskau Moskau Moskau Moskwa Moskau Moskau Moskau
336 "\ Iii. Die Freiheitskriege.
er auf einem Windmühlenhügel. Nicht allzuweit davon Befanden sich auf einem andern Hügel, der seitdem der „Monarchenhügel" heißt, die Kaiser Alerand er von Rußland und Franz von Oestreich und König Friedrich Wilhelm von Preußen. Rechts und links drangen die Verbündeten allmählig siegreich vor. Der Hanptkampf entspann sich um Probsthaida. Das Dorf wurde genommen, verloren, wieder genommen, wieder verloren; die Todten lagen zu ganzen Haufen auf den Straßen, alle Häuser waren vollgepfropft mit Verwundeten. Aber wie groß auch die Verluste waren, welche die Franzosen erlitten, dennoch behaupteten sie sich bis zum Abend. Sich auch den folgenden Tag halten zu können, daran durften sie nicht denken. Napoleon sah seine Hoffnungen vernichtet, seinen Stern untergegangen, seine Traume von Weltherrschaft zerronnen; auf einem Schemel neben der Windmühle diftirtc er beim Scheine des Wachtfeuers die Befehle zum Rückzüge.
Am Morgen des 19. Oktober fanden die Verbündeten das Schlachtfeld vom Feinde verlassen. In wilder Hast drängten sich die Fliehenden durch die Thore und Straßen Leipzigs. Noch war Napoleon innerhalb der Stadt, als die Verfolger schon vor den Mauern derselben erschienen und sich gewaltsam Eingang verschafften. Da flog die Elsterbrücke mit schrecklichem Gekrach in die Lust. Die Sprengung geschah auf Napoleons Befehl, da erden Rückzug angetreten hatte, aber zu früh, denn noch befanden sich viele Franzosen auf dem diesseitigen Ufer. Schaarenweise stürzten sie sich in den Fluß. Doch nur wenigen gelang es, sich zu retten; die Meisten ertranken, unter ihnen der Pole Poniatowsky; 15000 wurden gefangen genommen. Auf dem Marktplatze reichten sich die Monarchen die Hände und beglückwünschten sich zur endlichen Befreiung Deutschlands. Leipzigs Bewohner jauchzten den Siegern zu. Nur gezwungen hatten die Sachsen für die fremde Sache gekämpft, und noch während der Schlacht waren sie etwas über 4000 Mann stark mit klingendem Spiele und fliegenden Fahnen zu ihren deutschen Brüdern übergegangen.
Napoleon zog mit seinem geschlagenen Heere dem Rheine zu. Bei Hanau stieß er auf den General Wrede mit den Baiern, die sich seit Anfang Oktober den Verbündeten angeschlossen hatten. Zwar gelang es ihm, sich durchzuschlagen, doch nur unter bedeutenden Verlusten. Mit kaum 70000 Mann kam er über die Grenze zurück.
6. Der Krieg in Frankreich.
Die Verbündeten waren anfangs unentschieden, ob sie sich auf die Vertheidigung der Rheingrenze beschränken oder den Feind in seinem eigenen Lande aufsuchen sollten. Auf Blüchers Rath entschlossen sie sich zu dem Letzteren. Während ein Theil der Nordarmee über den Unterrhein und Schwarzenberg über den
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3. Der deutsche Krieg. Schlacht bei Königgrätz. 349
Vaterland ihr Blut vergossen, nach Kräften zu mildern. Durch das ganze preußische Volk ging ein Zug der Liebe und Treue, welcher das Heer nicht aus den Angen ließ und auf alle Weise bemüht war, die unvergleichliche Hingebung desselben zu belohnen. Jeder fühlte, es mußte das, was in heißer Schlacht errungen wurde, dem gesammten Vaterlande zu Gute kommen, und in diesem hehren Bewußtsein standen König und Volk fest geeint.
Als die Tage der Entscheidung nahten, begab sich König Wilhelm selbst zur Armee, um in den Augenblicken, von denen die Znkuuft seines Reiches abhing, nicht ans der Wahlstatt zu fehlen. Der östreichische Feldherr Benedck hatte sein Heer in der Nähe der Festung Königgrätz zusammen gezogen. Am Abend des 2. Juli erhielt der König hiervon Gewißheit, und sofort wurden Adjutanten abgeschickt, welche dem Kronprinzen und dem General Herwart — das königliche Hauptquartier befand sich bei der ersten Armee — den Befehl überbrachten, folgenden Tages zur Schlacht vorzurücken. Morgens 4 Uhr setzten sich die Truppen Friedrich Karls lang- [3.3m;. sam in Marsch; gegen 8 Uhr begann der Kampf. Die Oestreich er hatten sich in langer Linie auf den Höhen rechts und links um die Dörfer Chlnm, Lipa und Sadowa aufgestellt, und eine furchtbare Reihe von Feuerschlüudeu starrte den Angreifenden entgegen und schüttete ihren verderblichen Granatenregen über sie aus. Nur allmählich und unter herben Verlusten vermochten die Preußen Bodeu zu gewinnen. Am heftigsten entbrannte der Streit um Sadowa und nach der Einnahme desselben um den dahinter gelegenen Wald. Immer wieder drangen die Bataillone gegen den letzteren vor, Baum für Baum mußte erobert und mit 33lnt erkauft werden, und doch gelang es nicht, die Feinde vollständig zu vertreiben.
So war es zwei Uhr geworden. Sechs Stunden lang hatten die braven Krieger gegen die feindliche'uebermacht gestritten. Aber jetzt schwanden nach den unerhörten Anstrengungen ihre Kräfte, und kaum vermochten sie sich in der gewonnenen Stellung zu behaupten. Manches Auge blickte ängstlich nach Osten, von wo die zweite Armee eintreffen sollte. Eine volle Stunde harrten die ans den Tod ermüdeten Truppen in dem feindlichen Kugelregen aus, ohne erheblichen Widerstand leisten zu können. Endlich verbreitete sich die so schmerzlich ersehnte Nachricht: Der Kronprinz ist da! Der . Donner der Geschütze, das lebhafte Gewehrfeuer auf dem linken Flügel bestätigten es. Da durchzuckte es aller Herzen, Hunger, Durst und Müdigkeit warnt vergessen, und mit frischem Muthe ging man auf der ganzen Linie zum Angriff vor. Kein Wald, keine Hecke, keine Anhöhe war jetzt noch im Stande, die Stürmenden aufzuhalten. In musterhafter Ordnung, als befänden sie sich auf dem Exercirplatze, bewegten sich die Bataillone vorwärts. Der Kronprinz nahm Chlnm, den Mittelpunkt der östreichischen Stellung, Herwart von Bittenfeld verdrängte die Sachsen
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm Wilhelm Benedck Friedrich_Karls Friedrich Karls
Die französische Revolution und die Revolutionskriege
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Isar vorgedrungen war und auch Bayern zu einem Vertrag gezwungen hatte, genötigt, sich über den Rhein zurückzuziehen. Eine Entscheidung zugunsten der Franzosen fiel auf dem italienischen Kriegsschauplatz, wo der junge Bonaparte glänzende Siege errang.
Napoleon Bonaparte, war von Geburt (15. August 1769 Napoleons zu Ajaccio auf Korsika) Italiener. Durch seme Erziehung auf der Kriegsschule in Brienne und als Leutnant der Artillerie in Auxerre hatte er lernen müssen, sich als Franzose zu betrachten. Nachdem er an den Versuchen, Korsika von der französischen Herrschaft zu befreien, vergeblich teilgenommen hatte, schloß er sich den Jakobinern an. Als Artilleriehauptmann vor Toulon zeigte er zum erstenmal seine hohe militärische Begabung.
Nach dem Sturz Robespierres seiner Stelle als General entsetzt, schlug er, von Barras herangezogen, den Aufstand des 5. Oktober (§ 105) nieder und erhielt das Oberkommando der italienischen Armee.
Ein durchaus mathematischer Kopf, unterwarf Bonaparte Persönlich-alle tatsächlichen Verhältnisse der Berechnung; er erkannte sie klar Napoleons und übersah sie von seinem ungeheuren Gedächtnis unterstützt jederzeit, so daß er immer Herr der Lage blieb. Zugleich vermochte seine Phantasie klare Bilder auch des nicht Gegenwärtigen zu entwerfen. Leidenschaftliches Fühlen trieb ihn zur Tat. Bei allem Handeln aber hatte er nur den Zweck im Auge, und zu dessen Erreichungwandte er jedes Mittel an, gleichviel ob es moralisch war oder nicht. Da er außer seiner Familie gegenüber keine altruistischen Gefühle kannte, hielt er auch bei allen anderen Menschen die Selbstsucht für die treibende Kraft. Religion und Vaterlandsliebe, Begeisterung für Kunst und Wissenschaft, Pietät verachtete er als „Ideologie“. Ein genialer Mensch von solcher Willenskraft wie Napoleon mußte suchen zu herrschen, und zwar an höchster Stelle, zunächst als Feldherr über die Armee, dann in Frankreich, in Europa, schließlich in der Welt. Sein Ehrgeiz war zwar ganz persönlich, sein Handeln aber doch sachlich auf Förderung des materiellen Wohles der Völker gerichtet.
Die Franzosen hielten bis nach Genua die Riviera gegen die Sardinier und Österreicher besetzt. In einer Reihe von Gefechten im Aprü schlug Napoleon, der sich immer mit seiner ganzen B^£lftes Macht auf die einzelnen Korps der getrennt stehenden Feinde warf, das österreichisch-sardinische Heer; Sardinien zwang er zum Waffen- 1790 stillstand; dann ging er östlich von den Österreichern über den Po und besiegte sie, als sie sich zurückzogen, bei Lodi westlich von Mailand (Mai). Darauf rückte er, von den Italienern, die mit der Herrschaft der Österreicher unzufrieden waren, mit Jubel begrüßt, in Mailand ein. Nach diesen glänzenden Erfolgen schloß er mit Sardinien Frieden; mit den Herzögen von Parma und Modena und mit dem Papst kamen für Frankreich günstige Verträge zustande.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August Napoleons Napoleons Napoleon Napoleon Lodi
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Ajaccio Korsika Brienne Korsika Toulon Frankreich Europa Genua Sardinien Mailand Mailand Sardinien Modena Frankreich